Die Suche nach neuen Antibiotika
Leider sind die neuen „Super-Keime“ auch super resistent und kaum noch umzubringen. So werden immer mehr Krankheitserreger multiresistent, was bedeutet, dass aktuell kein Medikament dagegen wirkt.
Antibiotika haben die Aufgabe, unterschiedliche Bakterien und Keime abzutöten oder aber das Wachstum dieser einzudämmen.
Inhaltsverzeichnis
Abgeschwächte Wirkung
Kein Wunder also, dass Antibiotika zu den meist verschriebenen Arzneimitteln gehören und auch von den Patienten dankend angenommen werden.
Während die sogenannten Breitband-Antibiotika gegen ein recht breites Spektrum an Bakterien wirken und somit bei unterschiedlichen Beschwerden eingenommen werden können, gibt es ebenfalls Medikamente, die spezifisch angewendet werden.
Resistente Bakterien werden zum Problem
Wenn die Bakterien gegenüber unterschiedlichen oder bestimmten gängigen Medikamenten bzw. Antibiotika eine Resistenz entwickeln, so wird von multiresistenten oder aber panresistenten Erregern gesprochen. Diese Keime nehmen aktuell leider zu, wofür es allerdings einige Gründe gibt.
Zu einem dieser Gründe gehört der viel zu häufige Einsatz von Antibiotika innerhalb der Massentierhaltung. Die unterschiedlichen resistenten Keime können so über die Ausscheidungen der Tiere in die Umwelt gelangen und betreffen so auch uns Menschen. Zusätzlich gibt es natürlich auch den sorglosen Umgang mit Antibiotika in der Humanmedizin.
Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Wagner, Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung an der Universität Wien sagt dazu, dass die Entstehung dieser antibiotikaresistenten Keime ein ganz normaler und natürlicher Vorgang sei:
„Durch zufällig passende Mutationen bzw. durch Aufnahme von Genen aus anderen Bakterien erhalten die betroffenen Keime in Anwesenheit der Antibiotika einen Fitnessvorteil und setzen sich in der Population durch.“
Im Gegensatz zu rezeptfreien Medikamenten aus Online Apotheken wie DocMorris lassen sich in der Regel die resistenten Keime nur noch mit den entsprechenden Medikamenten bezwingen. Allerdings bietet der Markt dafür immer weniger Arzneimittel zur Verfügung, weil die Resistenz sich natürlich weiter ausbreitet und somit immer weniger Mittel wirken.
Hoffnung durch die Forschung
Mittlerweile sucht die Forschung nach neuen Wirkstoffen, was sich allerdings nicht einfach gestaltet. Der Mikrobiologe erklärt, dass die Suche nach einem neuen Antibiotikum auch schnell mal mehrere hundert Millionen Euro kosten kann.
Würde eine Firma dann ein verträgliches und dabei auch sehr wirksames Mittel entdecken, so wird dieses im Anschluss sehr wahrscheinlich als Reserveantibiotikum zurückgehalten und nur bei schweren Fällen zum Einsatz kommen. Das bedeutet leider auch, dass hier kaum eine Möglichkeit besteht, mit diesen Medikamenten einen hohen Gewinn zu erzielen, die Ausgaben bleiben jedoch enorm.
Nach Meinung des Mikrobiologen ist in diesem Fall dann der Staat gefragt, welcher nun zumindest einen Teil der entstehenden Kosten tragen und im gleichen Zug auch die Zulassungsverfahren einfacher machen sollte.
Trotz der Verwendung von etablierten Techniken konnten in den letzten Jahren keinerlei neue Antibiotikaklassen entdeckt werden. Herr Prof. Dr. Wagner hat allerdings noch Hoffnung und sagt:
„Mit Hilfe neuer molekularbiologischer Verfahren bzw. innovativer Anzuchtmethoden ist es inzwischen möglich, auf den riesigen Schatz an mikrobieller Vielfalt noch unerforschter Bakterienarten zurückzugreifen. Hiermit konnten verschiedene Forschungsgruppen bereits einige neue Antibiotika entdecken, die nun klinisch getestet werden.“
Bakterien mit Viren bekämpfen
Auch bei dem Kampf gegen multiresistente Keime gibt es erste Erfolge zu verzeichnen. So zum Beispiel die Übertragung vom Stuhl eines gesunden Spenders, was auch unter dem Begriff Fäkalientransplantation bekannt ist. Damit sollen bakterielle Darminfektionen bekämpft werden.
Des Weiteren arbeiten Forscher an der Bakteriophagen-Therapie, welche allerdings nicht leicht in die Praxis zu etablieren ist. Bei dieser Methode sollen verschiedene Viren die resistenten Bakterien angreifen und vernichten. Prof Wagner warnt jedoch davor, dass die Bakterien natürlich auch eine Resistenz dagegen entwickeln könnten.
Des Weiteren sind für diese Methode große Phagensammlungen wichtig. Und trotzdem ist der Mikrobiologe der Meinung, dass dieser Ansatz auch weiterhin unbedingt untersucht und weiterentwickelt werden sollte, um so eventuell schon bald den Durchbruch zu feiern.