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Was sind Tränenersatzmittel?

Frau mit trockenen AugenDie Tränenersatzmittel, auch künstliche Tränen genannt, sind bei der Behandlung von trockenen Augen, Hornhaut- und Bindehautverletzungen, Augenreizungen und Augenentzündungen unabdingbar.

Die Tränenflüssigkeit besteht grundsätzlich aus 3 Schichten: oben einer Lipidschicht, in der Mitte einer wässrigen Schicht und unten einer Schleimschicht.

 

Die Schichten bestehen nicht nur aus Lipiden, Wasser und Salz sondern Hunderte Eiweisse, Zucker, Vitamine, Spurenelemente und Botenstoffe tragen zur optimalen Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit bei.

Aufgrund des komplexen Aufbaus der Tränenflüssigkeit konnten die Forscher bislang kein mit dem Tränenfilm komplett identisches Tränenersatzmittel herstellen.

Deswegen werden heute künstliche Tränen produziert, die die Tränenflüssigkeit teilweise imitieren.

Wichtige Eingeschaften der künstlichen Tränen

Bei der Herstellung von künstlichen Trännen muss auf die hohe Wasserbindungsfähigkeit, gute Verträglichkeit und möglichst lange Verweildauer auf der Augenoberfläche geachtet werden.

Die Wasserbindungsfähigkeit der künstlichen Tränen ist äusserst wichtig, da diese Stoffe die Feuchtigkeit an das Auge heranbringen und den eigenen Tränenfilm binden müssen.

Die Verweildauer auf der Augenoberfläche ist ein wichtiger Faktor, da das Ziel ist, mit so wenig Tropfen wie möglich eine optimale Wirkung zu erzielen. (Die Patienten wollen nicht viel tropfen!)

Heute gibt es zahlreiche Präparate, die sich durch die Inhaltsstoffe und Darreichungsform unterscheiden.

Es gibt Monopräparate, welche nur einen einzigen Inhaltsstoff enthalten und Kombinationspräparate, die zwei oder sogar 3 Inhaltsstoffe beinhalten.

Hyaluronsäure

Die Hyaluronsäure-Präparate werden heute am meisten für die Behandlung der trockenen Augen angewendet.

Die Patientenzufriedenheit und die klinischen Ergebnisse sind mit den konservierungsmittelfreien hyaluronsäurehaltigen Augentropfen besonders gut und sie werden in zahlreichen Tränenersatzmitteln verwendet.

Im menschlichen Körper befindet sich die Hyaluronsäure als Salz und gehört zu den Polysachariden. Dies heisst, sie ist von tausenden aneinander gereihten Zuckermolekülen aufgebaut.

Die Hyaluronsäure verfügt über eine hohe Wassersspeicherungskapazität (bis zu 6 Liter Wasser pro Gramm).

Ein wichtiger Bestandteil der Hyaluronsäure, die Glucuronsäure hat eine negative Ladung. Diese negativen Ladungen entfernen sich voneinander so weit wie möglich, damit die Hyaluronsäure möglichst viel Waser aufnehmen kann.

Durch das Aufquellen des Moleküls nach der Wasserbindung besitzt die Hyaluronsäurelösung eine hohe Viskosität. Das heisst, je höher die Hyaluronsäuremenge ist, desto zähflüssiger wird die Flüssigkeit und verhält sich praktisch wie Honig.

Die Hyaluronsäure hat eine ausgezeichnete Schmierfunktion. Deswegen kommt sie auf der Augenoberfläche und in den Gelenken vor.

Neben der Schmierfunktion besitzt sie eine ausgezeichnete Verweildauer. Darum müssen die hyaluronsäurehaltigen Präparate nicht sehr häufig getropft werden.

Darüber hinaus fördert sie die Wundheilung.
Neben Tränenersatzmitteln wird Hyaluronsäure auch während der Operation des Grauen Stars zum leichteren Einbringen der Kunstlinse in die Vorderkammer und den Kapselsack verwendet.

Zellulose

Die Zellulose besteht aus miteinander zu langen, unverzweigten Ketten verknüpften Glukose-Molekülen.

Sie bildet mit Pektin die Struktur der pflanzlichen Zellwand.

Die Zellulose kann im Wasser nicht gelöst werden. Damit sie in den künstlichen Tränen verwendet werden kann, muss das Molekül chemisch verändert werden.

Diese modifizierten Substanzen sind: Methylzellusose, Hydroxypropylzellulose, Ethylmethylzellulose und Karboxymethylzellulose.

Die modifizierten Zelluloseesther kommen neben den künstlichen Tränenpraparaten auch in zahlreichen pharmazeutischen Produkten und Lebensmitteln zur Anwendung.

Polyvinylpyrrolidon

Polyvinylpyrrolidon wird vom Vinylpyrrolidon hergestellt. Vinylpyrrolidon ist krebserregend, aber seine chemische Modifikation, das Polyvinylpyrrolidon ist für den menschlichen Körper harmlos. Es ist wasser- und fettlöslich.

Polyvinylpyrrolidon weist eine geringe Viskosität auf, aber es besitzt eine gute Gleitwirkung und seine Oberflächenspannung ist ähnlich wie bei der Tränenflüssigkeit.

Die Verweildauer auf der Augenoberfläche ist kürzer als bei den Hyaluronsäure-Augentropfen.

Polyvinylalkohol

Polyvinilalkohol ist eine wasserlösliche Substanz, die durch die Hydrolyse des Polyvinylacetat hergestellt wird. Die Wasseraufnahme macht Polyvinylalkohol weich, schmiegsam und kleberig.

Aufgrund der oben erwähnten Eingenschaften wird Polyvinylalkohol bei der Herstellung von Tränenersatzmitteln eingesetzt.

Carbomer

Carbomer ist eine syntetische Substanz, welche durch die Polymerisation der Acrylsäure produziert wird.

Carbomer erhöht die Viskosität der Flüssigkeiten. Deswegen wird sie gerne in Befeuchtungstropfen in der Augenheilkunde verwendet.

In wasserhaltigen und organischen Lösungen bildet Carbomer mit Alkalien und Aminen zähflüssige gelartige Flüssigkeiten. Diese Eigenschaft ist sehr vorteilhalft bei der Behandlung von trockenen Augen.

Tamarindus Indica

Tamarindenbäume sind hohe, immergrüne Bäume, die vor allem in Ostafrika vorkommen.

Die Hülsen der Bäume werden in der Regel roh verzehrt oder als Speisewürzen benutzt.

Ein Teil des Samens hat sehr ähnliche Eingenschaften wie die Schleimschicht (Mucin) in dem Tränenfilm.

Dank der exzellenten Schmierfähigkeit werden heutzutage befeuchtende Augentropfen aus den Tamarindenbaumsamen hergestellt.

Guarbohne

Ein Polysacharid der Guarbohne das HP-Guar erhöht die Viskosität der Tränenflüssigkeit und dadurch kann den Tränenfilm stabilisieren.

Diese Stabilisierung der Tränenflüssigkeit lindert die Beschwerden (Augenbrennen, Fremdkörpergefühl, Trockenheitsgefühl) der trockenen Augen.

Lipidhaltige künstliche Tränen

Neben dem Wassermangel kann die Dysfunktion der Meobomdrüsen ebenfalls trockene Augen verursachen.

Die Meibomdrüsen sind modifizierte Talgdrüsen, die lipidhaltige Lösungen produzieren und in den Tränenfilm abgeben. Dieses Lipid bremst die Verdunstung der Tränenflüssigkeit und der Tränenfilm bleibt länger stabil.

Durch die Veränderung der Meibomdrüsenfunktion und die Verstopfung dieser Drüsen entsteht ein instabiler Tränenfilm und die betroffe Person leidet an den Symptomen der trockenen Augen.

Lipidhaltige Augentropfen können neben einer intensiven Lidrandhygiene die Beschwerden der Patienten deutlich reduzieren.

Radikalfänger

Freie Radikale können einen oxidativen Stress am Auge auslösen und die Augenoberfläche beschädigen.

Iodid kann diese aggressiven freien Radikale eliminieren. Neben Iodid haben die Vitamine A, C, E und B eine antioxidative Wirkung.

In einigen Apotheken werden Augentropfen mit Idodid, Vitamin A, C, E und B hergestellt. Diese Augentropfen schützen die Augen vor dem oxidativen Angriff.

Vitamin A

In einem fortgeschrittenen Stadium der trockenen Augen bildet sich eine Verhornung (Keratinisierung) der Augenoberfläche und die Zahl der Becherzellen in der Bindehaut nimmt ab.

Die Becherzellen produzieren Schleim, der die Hornhaut- und Bindehautoberfläche schützt und den Tränenfilm stabilisiert.

Ein ähliches klinisches Bild zeigt sich wie beim trockenen Auge auch bei dem Vittamin-A Mangelzustand.

Vitamin-A gewährleistet die normale Entwicklung und Funktion der Hautschichten und der Schleimhäute. Zudem ist Vitamin-A für die normale Funktionder Becherzellen zuständig.

Daher hilft Vitamin-A bei der Störung der Schleimschicht in der Tränenflüssigkeit.

Sowohl im Tiermodell als auch in Studien am Menschen förderte Vitamin-A die Wundheilung bei Hornhautverletzungen und Bindehautwunden. Vitamin-A steigerte sogar die Anzahl der Becherzellen.

Vitamin-A wird in der Regel in Salbenform vor dem Schlafengehen in den Bindehautsack gegeben.

Da der Inhaltsstoff der Vitamin-A Salbe (Retinol-Palmitat oder Tretinoin) fettlöslich ist, kann Vitamin-A entweder als Salbe oder ölige Tropfen appliziert werden.

Dexpanthenol

Dexpanthenol wird in den meisten Fällen in Pantothensäure umgewandelt.

Pantothensäure gehört zu der Vitamin-B Gruppe und ist ein Teil des Coenzyms A, das vor allem in dem Hautstoffwechsel eine wichtige Rolle spielt.

Dank Dexpanthenol kann die Haut mehr Feuchtigkeit speichern und elastischer werden.

Dexpanthenol beschleunigt die Regeneration der Haut und hat entzündungshemmedne und juckreizreduzierende Wirkungen.

Die positive Wirkung von Dexpanthenol bei der Wundheilung auf der Hornhaut und der Bindehaut wurde mehrmals bewiesen.

Darum wird Dexpanthenol bei trockenen Augen und Hornhaut- und Bindehautwunden eingesetzt.

Konservierungsmittel

Tränenersatzmittel sind in Monodosen und in Fläschchen erhältlich. Die Fläschchen dienen der Mehrfachverwendung.

Künstliche Tränen in Fläschchenform sind nach dem Öffnen lange haltbar. Damit die lange Haltbeirkeit und die Keimfreiheit gewährleistet werden können, müssen die Fläschchen Konservierungsmittel enthalten.

Diese Konservierungsstoffe können bei lange dauernder Therapie Entzündungen hervorrufen.

Die Konservierungsstoffe töten nicht nur die Keime ab, sondern sie können die oberflächlichen Zellen am Auge beschädigen.

Diese Nebenwirkung der Konservierungsstoffe wurde mehrfach bewiesen.

Am meisten verwendete Konservierungsmittel:

Benzalkoniumchlorid, Cetrimid, Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorid

Darreichungsformen

Die Tränenersatzmittel sind in Ein- und Mehr-Dosis-System erhältlich.

Die Ein-Dosis-Systeme (Monodosen) sind immer frei von Konservierungsmittel und enthalten nur so viel Tränenersatzmittel, das für eine einmalige Anwendung nötig ist.

Bei den Mehr-Dosis-Systemen schreibt das Gesetz den Zusatz von Konservierungsstoffen vor. Mehr-Dosis-Systeme befinden sich immer in Tropffläschchen. Diese Fläschchen haben zum Schutz des Tränenersatzmittels eine entfernbare Kappe.

Ein Leichtes Zusammendrücken des Fläschchens ermöglicht die Dosierung der Flüssigkeit.

Eine relativ neue Lösung sind die konservierungsmittelfreie Mehr-Dosis-Systeme. Der Aufbau dieser Tropffläschchen wurde speziell gestaltet. Diese Tropffläschchen können bei mehrmaliger Verwendung das Eindringen von Keimen komplett abwehren. Dank dieser neuen Struktur müssen diese Mehr-Dosis-Systeme keine Konservierungsstoffe enthalten.

Sprühfläschchen sind Sprays, die Lipide enthalten. Durch das Aufsprühen der Lipide auf die geschlossenenen Augen kann eine bessere Fettverteilung im Tränenfilm erreicht werden.

Zusammenfassung

Sehr viele Präparate sind heutzutage auf dem Markt. Diese Tränenersatzmittel dienen zur besseren Benetzung der Augenoberfläche bei trockenen Augen, Vorderabschnittskrankheiten und Hornhaut- und Bindehautverletzungen.

Zahlreiche rezeptpflichtige und nichtrezeptpflichtige künstliche Tränen sind in den Apotheken.

Sie können am besten mit Ihrem Augenarzt das geeigneteste Mittel für Ihr Augenproblem auswählen.

Die regelmässige Anwendung der künstlichen Tränen ist sehr wichtig. Bei chronischen Augenerkrankungen hilft nur eine Langzeittherapie mit den Tränenersatzmitteln.

Dr. med. Richard Nagy

Weiterführende Links:
Online Apotheken


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